Analyse 01.05.2020

Geschäftsmodell

  • Alphabet ist unter diesem Namen nicht allen Investoren bekannt, wohl aber das Flagschiff Produkt Google. Es steckt hinter diesem Unternehmen aber noch viel mehr als diese „simple“ Suchmaschine.
  • Vielmehr ist Alphabet eine große Technologie Beteiligungsgesellschaft. Es wird dabei unterschieden in 2 Geschäftssparten:
    • Google: Suchmaschine, Youtube, Android, Google Cloud…
    • Other Bets: Hier werden alle „Moonshots“ gebündelt, die entweder aus Google selbst entstanden sind oder akquiriert wurden. Ein Beispiel sind die Smarthome Applikationen „Nest“ oder auch das autonome Fahrzeugprojekt „Waymo“
  • Das Mission Statement von Alphabet lautet
    “Our mission to organize the world’s information and make it universally accessible
    Und wer organisiert, hat natürlich auch das Sagen. Und damit wird verdammt viel Geld verdient.
  • Beispiel der Google Suchmaschine: Die eigentliche Dienstleistung ist vollkommen kostenlos. Verdient wird mit gezielter Produktwerbung. Wenn ich mich beispielsweise für „Meerschweinchen“ interessiere, dann bekomme ich natürlich den ein oder anderen interessanten Artikel angezeigt. Aber eben auch eine bezahlte Werbung.

  • Durch die extreme Verbreitung von Google, Googlemail, Android, Youtube… kennt Google seine Zielgruppe extrem gut. Denn sie weiß, welche Meerschweinchen Videos in den letzten Wochen gesehen wurden, mit welchem Kleintierverein E-Mails ausgetauscht wurden etc. Und kann somit diese Werbung extrem gezielt platzieren, während beispielsweise die klassische TV-Werbung einer Streubombe gleicht.
  • Das hat extrem große Vorteile für den Werbetreibenden (z.B. wenn Coca-Cola Werbung schaltet), da die Werbekosten viel gezielter eingesetzt und ausgewertet werden können als beispielsweise ein Plakat an der Bushaltestelle.
  • Und diesen unglaublichen Vorteil lässt sich Google natürlich extrem gut bezahlen.
  • Mit diesen Gewinnen finanziert Alphabet gleichzeitig seine „Moonshot“ Projekte. Hierbei handelt es sich um teilweise verrückte Ideen, die bewusst sehr riskant und groß gedacht sind. Viele Projekte klappen nicht, z.B. die Google Brille die dann wieder eingestellt wurde. Andere Projekte wie Googlemail haben einen riesengroßen Erfolg gefeiert. Aber auch außerhalb des Internets werden Moonshots gestartet, z.B. das autonome Fahrzeugprojekt Waymo.
  • Grundsätzlich muss man aber sagen, dass diese Moonshots auch riskant sind. 2019 hat Alphabet damit ca. $ 5 Mrd Kosten verursacht und dabei nur knapp $ 700 Mio Umsatz erzielt. Allerdings macht man diesen Schritt bewusst und bei einem Gesamt-EBIT von $ 35 Mrd in 2019 machen die Kosten dieser Projekte 15% des Gewinns aus. Man muss sich auch immer bewusst machen, dass extrem kluge Köpfe dort arbeiten und wenn nur 1 von 20 Moonshots ein Erfolg wird, dann wird sich dieses Investment überdeutlich bezahlt machen.

Bilanz

  • Alphabet ist eine Wachstumsmaschine und auch in Zukunft werden weiter steigende Umsätze prognostiziert. Natürlich sind Märkte wie die Vereinigten Staaten schon relativ ausgereift, aber auch dort und gerade in Entwicklungsländern gibt es noch sehr viele Menschen die Google, Youtube und co. Noch nicht nutzen. Gelingt außerdem beispielsweise der Moonshot Waymo, wird ein komplett neues Geschäftsmodell erschlossen, dass ebenfalls hohe Wachstumsraten verspricht. In den letzten 10 Jahren ist der Umsatz um ca. 18% jährlich gestiegen.

  • Auch der operative Gewinn sieht so aus, als hätte man den Chart in Excel künstlich zusammengebaut. Jedes Jahr werden die Gewinne mit dem steigenden Umsatz gesteigert, so soll es sein. Die Gewinne wurden dabei in den letzten 10 Jahren um ca. 13 % jährlich gesteigert.

  • „Konservative“ Anleger könnten die Moonshots aufgrund des hohen Risikos und Kapitalaufwands kritisieren. Allerdings ist das aufgrund der hohen Gewinne von Alphabet und der extrem guten Bilanz mehr als vernünftig, diesen Cash in solche Ideen zu investieren.

    2019 betrug die Verschuldung $ 16 Mrd. Dem gegenüber standen $ 120 Mrd Cash. Somit ist Alphabet schuldenfrei, bzw. hat ca. $ 100 Mrd freien Cash.

  • Eine Dividende wird nicht ausgeschüttet. Das ist zum einen schade, zum anderen natürlich sehr schlau, denn so kann das Geld im Unternehmen bleiben, muss nicht von uns versteuert werden und langfristig wird somit eine höhere Rendite erreicht. Außerdem wird dieses Geld verwendet um beispielsweise die Moonshots zu finanzieren. In ein paar Jahren ist es aber wahrscheinlich, dass auch einmal eine Dividende ausgezahlt wird.
  • Alphabet gibt es in dieser Form erst seit 2013, davor wurde seit 2004 Google direkt an der Börse gehandelt. Die Bewertungshistorie ist daher etwas kürzer. Man erkennt aber, dass das „normale“ KGV bei ca. 25 liegt. Aktuell wird die Aktie zu einem KGV von 26 gehandelt und ist damit etwas zu teuer. Daher eignet sich dieses Investment wieder einmal hervorragend für regelmäßige Sparpläne (sind allerdings auch mindestens $ 1200 Sparrate).
  • $1-Test von Warren Buffet:
    Warren Buffet hat einen sehr einfachen Test entwickelt, inwieweit sich ein Investment in eine Firma gelohnt hat und wie effektiv die Firma mit dem eingesetzten Kapital arbeitet:
    • Dazu nimmt er den Anstieg der Marktkapitalisierung der letzten 10 Jahre als Größenordnung der Wertentwicklung des Unternehmens. In diesem Fall können wir nur die Zahlen seit 2014 verwenden, das spielt aber keine große Rolle.
    • Anschließend bildet er die Summe der Gewinne und zieht die gezahlten Dividenden ab. Der Rest verbleibt im Unternehmen und sollte gewinnbringend wieder angelegt werden.
    • Anschließend teilt man die Wertsteigerung des Unternehmens durch die reinvestierten Gewinne und dieses Resultat sollte größer 1 sein.
    • Die Idee dahinter ist, dass jeder reinvestierte Dollar mindestens mehr als einen Dollar langfristig zurückzahlen soll und ist ein Indikator, wie verantwortungsvoll das Management mit dem Kapital umgeht.
    • Bei Alphabet beträgt dieser Wert $3.80 und ist damit sehr gut.

Risiken

  • Konjunktur
    Alphabet ist natürlich konjunkturabhängig, denn geht es der Wirtschaft nicht so gut, sind Kunden nicht bereit hohe Ausgaben für Werbung oder Marketing zu tätigen. Allerdings halte ich das Risiko für überschaubar, denn vermutlich werden als erstes die hohen Kostenpunkte wie Marketingevents gekürzt und zuletzt die relativ kostengünstige und effiziente Online-Werbung.
  • Regulierung
    Google hat extrem viele Daten und das missfällt auch vielen Regierungen. Es könnte natürlich ein Gesetz oder ähnliches erlassen werden, dass entweder das Geschäftsmodell stört oder einmal eine sehr große Strafe mit sich zieht. Aktuell könnte ich mir vorstellen, dass dieses Risiko ähnlich wie bei Tabakkonzernen und den teuren Gerichtsprozessen allgegenwärtig ist, den langfristigen Erfolg aber nur etwas verlangsamen kann.
  • Neue Technologien
    Wie bei allen Technologiekonzernen besteht natürlich die Gefahr, dass eine neuartige Technologie sehr schnell das bestehende Geschäft verdrängt. Alphabet hat dabei aber eine sehr gute Platzhirschposition, auch die Versuche von Microsoft einen dritten Smartphone Standard zu etablieren sind fehlgeschlagen. Außerdem verfügt Alphabet über sehr hohe Cashreserven, so dass eventuell Konkurrenz aufgekauft werden kann.
  • Amazon
    Persönlich sehe ich das größte Risiko im Wachstum von Amazon. Denn um „potentielle“ Produktkäufe zu tätigen, gehen viele Nutzer bereits direkt auf die Amazon Website, anstatt sich über Google durch Shops zu suchen. Das schmälert natürlich die Werbeeinahmen. Allerdings hat Alphabet nach wie vor eine breitere Datenmasse, auch durch Youtube und Android. Daher glaube ich ist auch weiterhin genug Platz für alle Player am Markt und im Zweifel hat man ja alle im Depot 😉.

Potential

  • Google wird auch zukünftig eine entscheidende digitale Rolle spielen. Das bestehende Geschäft ist sehr konstant und liefert verlässliche Einnahmen, die gleichzeitig die Finanzierung der Zukunftsprojekte ermöglichen.

Fazit

  • Google hatte sich von Anfang die Mission gesetzt, die Welt zu verändern und dabei Geld zu verdienen. Das haben sie extrem gut umgesetzt. Alleine die bestehenden Cashmaschinen Google und Youtube sind ein Garant für den weiteren Erfolg in der Zukunft.
  • Kombiniert mit dem faszinierenden Konzept der Moonshots wird der Konzern aber gleichzeitig sehr breit aufgestellt und ist bereits die nächste Revolution einzuläuten. Daran kann man als Aktionär teilhaben.

Quellen